Enterale-Ernährung
Die künstliche enterale Ernährung eines Menschen ist eine emotional, ethisch und rechtlich komplizierte Angelegenheit. Grundsätzlich gilt, dass die künstliche Ernährung eine medizinische Therapie ist, also auf Basis eines medizinisch begründbaren Behandlungszieles und mit dem Einverständnis der Patienten erfolgt. Arbeitserleichterung für die Pflegenden ist keine Indikation für die enterale Verabreichung von Nahrung über eine Sonde.
Weiterhin ist die Patienteneinwilligung die Voraussetzung für das Einleiten einer künstlichen Ernährung. Eine "Zwangsernährung" gegen den Willen des Patienten ist, soweit gesetzlich nicht anders geregelt (s. §101 Strafvollzugsgesetz), unzulässig.
Bei einwilligungsunfähigen Patienten entscheidet der gesetzliche Vertreter. Dabei muss eine antizipierte Willensbekundung, bzw. der mutmaßliche Wille der behandelten Person beachtet werden und als Grundlage für den Entscheidungsprozess dienen.
Insbesondere die so genannte Patientenverfügung ist ein direkter Ausdruck des Patientenwillens und muss, nach ensprechender Prüfung und Interpretation, berücksichtigt werden.
Bei der Entscheidungsfindung sollte die Lebensqualität des Patienten stets das maßgebende Kriterium sein. So muss bei schwersten Krankheitszuständen abgewogen werden, ob die Sicherung der Lebensdauer hinter die Sicherung von Lebensqualität zurücktreten muss. So ergeben sich bei der Auseinandersetzung mit der enteralen Ernährung eines Patienten häufig Schnittpunkte mit passiver Sterbehilfe.[1]
Sondenkostarten
Auf dem Markt werden unterschiedliche Sondenkostarten angeboten, die in zwei Hauptgruppen (die Standarddiät und die Spezialdiät) eingeteilt werden können. Außerdem wird zwischen hoch- und niedermolekularer Sondenkost unterschieden. Die Hersteller der industriell gefertigten Sondenkost haben sich nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zu halten.
Sondenkost kann aus Grundnahrungsmitteln auch selbst hergestellt werden, wenn der Patient es wünscht oder die Fertigkost nicht verträglich ist. Wie bei der "normalen" Nahrungsaufnahme über den Mund ist hierbei die Verdauung in gewohntem Umfang gefordert, auch ist Keimfreiheit nicht gewährleistet. Allerdings muss die Nahrung sondengängig zubereitet werden, was aufgrund des geringen Lumens der Sonden schwierig ist. Diese Art der Sondenkost wird im stationären Pflegebereich in der Regel nicht verwendet.
Zusammensetzung
Die verschiedenen industriell hergestellte Sondennahrungen unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung:
Die Standarddiät enthält alle wichtigen Nährstoffe, wie Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße, Vitamine, Spurenelemente, Mineralstoffe und Wasser. Diese Standarddiäten sind bilanziert, dies bedeutet, dass all diese Nährstoffe im vom Körper benötigten Verhältnis vorliegen.
Bei den Standarddiäten hat man die Wahl der Kaloriendichte. Man kann wählen zwischen hypokalorischer Kost (0,75 kcal/ml), isokalorischer Kost (1 kcal/ml) und hyperkalorischer Kost (1,2-2 kcal/ml). Bei dieser Art der Sondenkost kann man zwischen ballaststoffreicher und ballaststoffarmer Kost wählen.
Die Spezialdiäten sind besondere Sondennahrungen, die an die veränderten Verhältnisse im Körper im Falle einer Krankheit angepasst sind. So enthalten sie eine andere Mischung von Nährstoffen, die für das entsprechende Krankheitsbild besser verträglich sind.
Die Anwendung solcher Diäten ist in der Regel nur möglich, wenn der Patient keine Verdauungsprobleme hat. Allerdings gibt es auch spezielle Nahrungen mit vorverdauten Nährstoffen, die häufig bei Jejunalsonden angewandt werden, da bei dieser Sondenart der fettspaltende Abschnitt des Verdauungssystems übergangen wird.
Auch die Spezialdiäten sind bilanziert. Sie enthalten also alle wichtigen Nährstoffe, allerdings in einer anderen Zusammensetzung. Diese Diät ist sowohl in der ballaststoffreichen als auch in der ballaststoffarmen Variante auf dem Markt erhältlich. [1]
Applikationswege für
Sondenkost
Transnasal:
Die ersten und ursprünglichen Applikationen von Nahrung über
eine Sonde geschahen über einen dünnen Schlauch, der durch die Nase und die
Speiseröhre in den Magen geschoben wurde. Diese Methode wird heute immer noch
gern in Krankenhäusern als vorübergehende Methode angewandt. Für die ambulante
und stationäre Pflege sind trasnasale Sonden jedoch aus verschiedenen Gründen
obsolet:
transnasale Sonden werden von den Trägern in der Regel als
störend empfunden und daher oft gezogen;
transnasale Sonden können
Druckgeschwüre in der Nase verursachen und erfordern daher einen höheren
Pflegeaufwand;
bei transnasalen Sonden ist das Risiko eines Reflux und
damit einer Aspiration höher als bei einer PEG.
PEG/PEJ:
Eine
percutan endoskopische Gastrostomie wird durch die Bauchdecke in den Magen
(PEG), in Ausnahmefällen auch in das Jejunum (PEJ) eingeführt. Vorteile der PEG
gegenüber einer transnasalen Sonde:
wird in der Regel gut toleriert;
vermindertes Reflux-Risiko.
Applikationsarten für Sondenkost
Es werden zwei Applikationsarten unterschieden, die intermittierende und die kontinuierliche Applikation:
Intermittierende Applikation:
Als intermittierende Applikation bezeichnet man die Gabe der Sondenkost in Einzelportionen. Diese Applikationsart wird häufig bei gastraler Lage der Sonde benutzt, da sie den gewohnten "Mahlzeiten" entspricht und damit die Speicherfunktion des Magens aufrechterhalten wird.
Kontinuierliche Applikation:
Die kontinuierliche Applikation erfolgt mittels Schwerkraft oder einer Ernährungspumpe.
Bei der Schwerkraft-Variante wird die Sondennahrung direkt aus der Flasche oder dem Beutel über ein Überleitungssystem verabreicht. Die Fließgeschwindigkeit und somit die Menge wird über eine Rollklemme gesteuert.
Die Ernährungspumpe kontrolliert die Zufuhr elektronisch und ist in der Lage, genaue Mengen in einer vorgegebenen Zeit mit einer vorgegebenen Geschwindigkeit sicher zu verabreichen. Bei den meisten Pumpen kann auch eine zeitlich gesteuerte Bolus-Gabe eingestellt werden.[1]
[1] Pflege-WiKi